Ab:stand

Ab:stand

2020, Österreich
Ein Film von Robert Schabus

37 Minuten
Kamera, Schnitt: Robert Schabus
Idee: Gerhard Pilgram
Ton: Bertram Knappitsch
Musik: Primus Sitter
Tonmischung: Andreas Frei

Mit: Inge Vavra, Bella Ban, Anthony Hall, Dietmar Pickl, Daniela Warmuth, Eva Reitmann, Werner Überbacher, Nora Leitgeb, Helga Mračnikar.

Ab:stand ist eine Koproduktion des Universitätskulturzemtrums UNIKUM und robert schabus // film.

Mit dem knapp 40minütigen Film Ab:stand hat der Kärntner Filmemacher ein einfühlsames Zeitdokument der vierten Woche der coronabedingten Ausgangsbeschränkungen in Klagenfurt geschaffen.
Leere Parkbänke in der Frühlingssonne sind ein wiederkehrendes, scheinbar beschauliches Motiv des Films, das von Primus Sitter mit beklemmenden Sounds konterkariert wird. Als erste nimmt die Künstlerin Inge Vavra darauf Platz. Sie ist eine von neun VertreterInnen der sogenannten »Risikogruppe«, die im Film zu Wort kommen, großteils ältere Menschen, zum Teil mit Vorerkrankungen; allesamt der Kunst- und Kulturszene angehörend. Von privaten Befindlichkeiten in Zeiten des Shutdowns bis hin zu hochpolitischen Themen und Fragestellungen reicht der thematische Bogen der Interviews, die Schabus mit großer Empathie lenkt. Reflexionen über Stigmatisierung und Ausgrenzung, über die eigene Sterblichkeit, die Einschränkung von Freiheiten – ganz organisch und unmittelbar kommen alle großen Themen dieser Krisenzeit an die Oberfläche. Es gibt Grund zur Angst, wird da von Helga Mračnikar konstatiert, die Nähe zu und zwischen den Menschen fehlt. Die Luft zum Leben, zum Hoffen, zum Lieben wird knapp, so Dietmar Pickl, Cicero zitierend, nicht nur bei einer Covid-19-Erkrankung, sondern auch im sozialen Gefüge. Corona ist ein Brennglas, das schwelende Konflikte entzündet, und gleichzeitig den Blick von allen anderen Themen wie etwa der Flüchtlings- und Klimakrise weglenkt.
Zwischen den Interviews hat Robert Schabus Impressionen der Stadt in slow motion eingefangen: ein starkes Sinnbild des Lebensgefühls in der vierten Wochen des völligen Stillstands. Die Verlangsamung des Alltags, die Verschnaufpause, die uns Corona verschafft hat – das sind die positiven Seiten der Krise, die von den Interviewten bemerkt werden. Die wenigen Autos (darunter einige Polizeiwägen auf Kontrollfahrt) und Passanten ziehen langsam durchs Bild. In den Parks warten Wippen und Schaukeln auf die Kinder. Ein Stadtbus mit der Aufschrift »Wohin auch immer« fährt vorbei, hinein in eine Zukunft, die nicht heller geworden ist.
(Annemarie Pilgram)